
…arbeite so viel, gönne mir kaum Pausen,
versuche es allen Recht zu machen,
versuche, jedem zu geben, was sie
braucht,
versuche, geduldig und freundlich zu sein,
bin für alle da, sorge mich, nehme Lasten
ab, helfe tragen….
Ich Kamel,
im orientalischen Raum bin ich ein
angesehenes Tier. Mir wird Hochachtung
entgegengebracht, denn ohne mich wäre
das Leben der Menschen so viel
beschwerlicher.
Seit über 4000 Jahren sichere ich den Menschen in vielen Erdteilen das Überleben,
sorge für Milch, Wolle, Baumaterial und Brennstoff und nehme ihnen die schweren
Lasten ab. Dadurch verhelfe ich ihnen zu kulturellem und wirtschaftlichem
Wohlergehen selbst in unwirtlichen Gegenden. Meine Ausdauer ist dank meiner
inneren Reserven von unschätzbarem Wert.
Darum achten mich die Menschen. Ja, sie staunen sogar über mich, denn in meinem
Gesicht erkennen sie dieses freundliche, beinahe hochmütige Lächeln, das ihnen
verrät, wie weise ich bin.
Manche erzählen sich Geschichten über mich, die mir eine besondere Verbindung zu
Gott zuschreiben: Wo sie nur die 99 Namen Allahs wüssten, hätte er mir seinen 100.
offenbart. Mir, dem Kamel.
Ich Kamel,
warum nur behafte ich mein Engagement und die Zuverlässigkeit, mit der ich für die
Meinen sorge, mit negativen Attributen? Ist es nicht eine Gottesgabe, so viel Kraft
zu haben, dass ich neben den eigenen Lasten auch die der anderen zu tragen vermag?
Sollte ich nicht stolz und erhaben sein über all die Fähigkeiten, Ausdauer und sozialen
Kompetenzen, die der Schöpfer mir geschenkt hat?
Du Kamel an der Krippe,
ich freue mich, dich hier zu treffen! Ohne dich wären die klugen Wissenschaftler und
weisen Schriftgelehrten nicht so weit gekommen. Bis hierher an diesen Ort, wo sich
Gott noch einmal mit einem neuen Namen vorgestellt hat: Immanuel. Gott mit uns.
Gott der Begleitende, der Lastenträger, der geduldige und ausdauernde Freund, der
Lebenspender und –erhalter, Schutz vor bösen Einflüssen.
Du kennst seinen Namen. Du hilfst, ihn von der Krippe in die Welt hinaus zu tragen.
Du Kamel. Ich Kamel,
wenn ich mich nicht freue, ein bisschen zu sein wie du !
(Text und Foto von Uta Giesel)